Meet the Masterplan! Ergebnisse vom ersten Treffen zum Masterplan Figurentheater
PRESSEMITTEILUNG | 21. Dezember 2021
Wie es um die gesellschaftliche Relevanz und das Zukunftspotenzial des Figurentheaters steht, soll ab 2022 in einer wissenschaftlichen Studie umfassend erforscht werden. Für die Erhebung der Daten wurden Mittel im Rahmen des Förderprogramms #TakeHeart beim Fonds Darstellende Künste beantragt. Vorbereitend wurde Juniorprofessorin Dr. Veronika Darian von der Universität Leipzig mit Recherchen und der systematischen Bestandsaufnahme der Figurentheaterszene und ihrer regionalen Verteilung in der Bundesrepublik beauftragt.
Die geplante Potenzialanalyse ist Teil eines groß angelegten Entwicklungsprozesses zur Stärkung und Vernetzung der Figurentheaterszene – dem sogenannten „Masterplan Figurentheater“. In Gang gesetzt wurde er durch die drei bundesweit agierenden Organisationen UNIMA (Union Internationale de la Marionnette), VDP (Verband Deutscher Puppentheater) und dfp (Deutsches Forum für Figurentheater und Puppenspielkunst). Ein Schritt auf dem Weg war die Onlinekonferenz „Meet the Masterplan“ am 7. November 2021.
An dieser Auftaktveranstaltung nahmen rund 60 Personen teil, die sich aus Fachleuten und einer interessierten Öffentlichkeit zusammensetzten. Drei Arbeitsgruppen, die sich im Rahmen des Masterplans intensiv mit verschiedenen Themen auseinandergesetzt haben, präsentierten ihre Arbeitsergebnisse und entwickelten sie mit den Teilnehmer*innen der Konferenz weiter. Die aufgezeigten Entwicklungspotentiale sollen, nach wissenschaftlicher Evaluation, an Entscheidungsträger*innen aus Politik und Wissenschaft gerichtet werden:
Die AG Wissenschaft strebt die Förderung des Wissenstransfers zwischen Theorie und Praxis an. Sie will die vielfältigen Anlaufstellen und Akteur*innen im Bereich Figurentheaterforschung lokalisieren und miteinander vernetzen. Darauf aufbauend, fordert sie die Erarbeitung einer umfassenden Kartografie, die die deutsche Szene in ihrer Diversität erfasst. So wird Orientierung für die Entwicklung konkreter Handlungsfelder geschaffen. Ziel ist es, die Kunstform Figurentheater und den Arbeitsbereich Angewandtes Puppenspiel als Arbeitsfelder mit weitreichender Bedeutung für verschiedene wissenschaftliche Forschungsgebiete und gesellschaftliche Aufgabenstellungen zu konstituieren.
Die AG Aus-, Fort-, und Weiterbildung
Die AG sammelt die Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche, Amateure und Profis, Pädagogen*innen und Therapeut*innen. Sie möchte alle Menschen, die sich im Bereich Aus-, Fort- und Weiterbildung betätigen, zusammenbringen, ihre Beobachtungen und Erfahrungen sammeln und ihre Einschätzung für eine sinnvolle Weiterentwicklung des Bereichs festhalten.
Der Arbeitskreis möchte herausfinden, wie die Kunstform und das Angewandte Puppenspiel in bereits bestehende Ausbildungsinstitutionen im Curriculum integriert ist und in welchen Bereichen es hilfreich wäre, beides noch mehr einzubinden.
Die Arbeitsgruppe wünscht sich die Entwicklung von Konzepten, wie die Kunstform niederschwellig allen Bevölkerungsgruppen zugänglich gemacht werden kann. Dazu ist eine Evaluation der Voraussetzungen notwendig, welche Bedingungen es dafür an Theatern und pädagogischen Institutionen braucht. Die AG wünscht sich ein vertiefendes Aus- und Weiterbildungsbildungsangebot in unterschiedlichen Formaten von z.B. Masterstudiengängen für Figurengestaltung, Regie, Dramaturgie etc., sowie ein auf Figurentheater spezialisiertes pädagogisches Konzept (Ausbildung Figurentheaterpädagogik), um den Zugang zur Kunstform breitenwirksamer zu gestalten und um Forschungsräume zu schaffen.
Die AG Produktion und Aufführungspraxis
Die sehr aktive freie Figurentheaterszene besteht aus Puppen-, Figuren- und Objekttheater, die im Crossover verschiedener Künste produzieren und inszenieren, also mit freien Figurenbildner*innen, Musiker*innen, Regisseur*innen, Autor*innen ...
Um professionelle Produktionsbedingungen für diese Szene zu schaffen, braucht es eine breite öffentliche Kenntnis und Anerkennung der Komplexität von Arbeits- und Produktionsweisen.
In der Bundesrepublik gibt es dezentral und flächendeckend private Veranstalter*innen und Kulturvereine, die auf dem Land und in kleineren Städten niederschwellige Begegnungen mit Figurentheater ermöglichen. Hier sind Aufführungsförderungen und Ausfallgarantien dringend nötig.
Zum Produzieren fehlt der Figurentheaterszene die Infrastruktur – Werkstätten, Probenräume und auskömmliche, an den Mindest-Lohnstandards orientierte Honorare. Dezentrale Figurentheater-Produktionshäuser sollen diesen Mangel ausgleichen und Finanzierungen für Produktionen und Auftrittstermine akquirieren und realisieren.
Bisherige Förderinstrumentarien müssen der Realität angepasst und Fördermöglichkeiten, Antragsfristen und -inhalte durch Kommune, Land und Bund müssen sorgfältig koordiniert werden.
Die Kunstform bietet in ihren bereits bestehenden Produktionen mit ihren visuellen, akustischen, haptischen Ausdrucksmitteln, viele Zugangsmöglichkeiten, die ein breites diverses Publikum assoziativ und emotional ansprechen.
Hier ist eine Analyse der Motivationen, Beweggründe, bzw. Zugangsbeschränkungen, Hemmschwellen des Publikums, Figurentheater zu besuchen, erstrebenswert, um eine wirksames audience development zu erreichen.
Um an die Veranstaltung „Meet the Masterplan!“ anzuschließen, sind für 2022 weitere Veranstaltungen geplant, die Auskunft über den Fortschritt der bereits angestoßenen Entwicklungen geben sollen. Auch der Dialog mit Interessierten und Mitgliedern der Szene soll fortgeführt und so die Zukunft des Figurentheaters gemeinsam entworfen werden.
Pressekontakt: Verband Deutscher Puppentheater e.V. / Deutsches Forum für Figurentheater und Puppenspielkunst e.v. [dfp] / Union International de la Marionette Zentrum Deutschland e. V.