Die Gewinner:innen stehen fest
Vom 18.-21. September wurde in drei Kategorien nach dem Gewinner:innen des 49. Fritz-Wortelmann-Preises gesucht. Nun stehen sie fest.
Am Sonntag, den 21. September hat der Wettbewerb um den 49. Fritz-Wortelmann-Preis für Figurentheater mit der Preisverleihung in den Kammerspielen des Schauspielhaus Bochum seinen feierlichen Abschluss gefunden. Oberbürgermeister Thomas Eiskirch überreichte die Preise an die Gewinner:innen, die zuvor von den Jurys der drei Wettbewerbskategorien gekürt wurden. In den letzten drei Tagen waren 100 Beteiligte aus 8 Bundesländern der Einladung der neuen Fidena-Leitung Helene Ewert und Christofer Schmidt nach Bochum gefolgt, um 18 vielfältige Produktionen zu zeigen.
Als „ein Stück Bochumer Kulturgeschichte“ hob Eiskirch die Bedeutung des ältesten Kulturpreises der Stadt hervor. „Die gezeigten Vorstellungen machen deutlich, wie lebendig, mutig und inspirierend Figurentheater sein kann.“
Sieger der Kategorie Professioneller Nachwuchs ist Akira Schroth aus Berlin mit seinem Objekttheaterstück „fly with u“. Die Jury aus Dana Ersing, Annika Gloystein und Barbara Jessel begründete ihre Entscheidung wie folgt:
„Die respektvolle Sorgfalt mit der Akira Schroth die fiktiven Erinnerungen eines vietnamesischen Vertragsarbeiters teilt, spiegelt sich auch in seinem Umgang mit den Objekten wider. Seine zarte und konzentrierte Spielweise schafft eine Atmosphäre, die es dem Publikum erlaubt, schnell Empathie zu entwickeln. […] Die selten erzählte Perspektive ostdeutscher Personen mit Migrationsgeschichte vermittelt sich, ohne plakativ zu wirken. Das Grauenhafte der realen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen tritt nicht in Konkurrenz mit der fiktiven Liebesgeschichte und ist doch ständig präsent. Die Inszenierung ist nicht nur eine theatrale Verarbeitung der Situation in den 90ern, sondern knüpft eine Verbindung zu heutigen gesellschaftlichen Ereignissen, ist von bestechender Aktualität und wirkt auch deshalb lange nach.“
Er erhielt als Auszeichnung die FRITZ-Trophäe des Bochumer Bildhauers Christoph Platz, die dieses Jahr Armin Rohde nachempfunden ist, welcher es sich zur Freude aller Beteiligten nicht nehmen ließ, die Skulptur persönlich zu übergeben. Der Preis beinhaltet zusätzlich eine Einladung zum Fidena-Festival 2026.
Die Jury für die Erwachsenen Amateure, bestehend aus Monika Pieper, Emilien Truche und Kora Tscherning, kürte zwei Gewinner:innen: Lara Reimer, Johanna Renard und Jan Speiser aus Rostock wurden für ihre Performance „10m - kein zurück“ mit 4.000€ ausgezeichnet. In der Begründung heißt es:
„Aus einem vom Publikum beschriebenen Stück Papier entstand eine scheinbar lebendige Figur, die ihre Angst vor einem Sprung aus der Höhe überwand. Sowohl die Animation als auch der Einsatz der Papierfigur überzeugte: nach ihrem Sprung äußerte die Puppe ihre Überlegungen zur Polarisierung der Gesellschaft. Mit klugen dramaturgischen Setzungen schaffte es das Team, das Thema [Kippen] von einer intimen persönlichen Ebene hin zur Offenlegung gesellschaftlich relevanter Kipppunkte zu führen. Die drei Performer:innen zeigten Theater als einen Ort, an dem mit szenischer Forschung mögliche Antworten auf die unbeantwortbaren Fragen gefunden werden.“
Augsburgerin Angelika Albrecht-Schaffer erhielt einen undotierten Ehrenpreis, was die Jury folgendermaßen begründete:
„Seit mehr als 30 Jahren engagiert sich Angelika Albrecht-Schaffer im Figurentheaterbereich: als Spielerin des Figurentheater Kladderadatsch, als Netzwerkerin der bayrischen Amateur-Figurentheaterszene und nun auch als Türöffnerin für die besondere Form des Lambe-Lambe-Theaters. Der Ehrenpreis wird nicht nur für ihre berührende Inszenierung ‚Tante Ernas Handtasche‘ für je eine Zuschauer:in zum Thema Demenz vergeben, sondern soll ihr langjähriges Engagement für die Amateur-Figurentheaterszene würdigen.“
In der Kategorie Schultheater & Jugendclubs ging der mit 4.000€ dotierte Preis an die Theaterakademie des tjg. Dresden für ihre Performance „Unerhört“. In der Begründung der Jury aus Antonio Cerezo, Sonja Gräf und Bahar Sadafi heißt es:
„Die Jugendlichen der Theaterakademie Dresden haben Stimmen hörbar gemacht, die wir sonst übergehen. Mit Witz, Fantasie, Spielfreude und einem sehr klugen Blick auf unsere Gesellschaft. Sie haben es geschafft, den Figuren Leben einzuhauchen. Das Material wurde im performativen Niveau gehalten. Die Jury war sich einig: Diese Inszenierung ist klug, kreativ, ästhetisch stark – und vor allem eines: absolut unerhört gut!“
Helene Ewert und Christofer Schmidt freuen sich über ihre erste FRITZ-Ausgabe: „Wir danken allen Teilnehmer:innen und unserem Team, die für ein wertschätzendes, intensives und bereicherndes Festival gesorgt haben.“