Auf ein Abenteuer eingelassen

  • Von Matthias Träger
  • Erschienen in Ausgabe Nr. 129 (2024/2)

Rückblick auf dreizehn Jahre im Vorstand des VDP – von Matthias Träger

Fulda 2012

Im Januar 2025 sind es nun dreizehn Jahre, die ich im Vorstand des VDP arbeite. Vieles ist zur Routine geworden: regelmäßige Sitzungen, der Austausch mit anderen Organisationen, die Vorbereitung der Versammlungen und die zahlreichen Grußworte, die ich im Namen des VDP spreche.
Das war nicht immer so. Damals, im Januar 2012 in Fulda, bin ich in dieses Amt völlig unvorbereitet „hereingestolpert“. Angereist war ich als einfaches Mitglied und saß fröhlich witzelnd zwischen den vielen netten Kolleg:innen, hörte mir an, was der Vorstand so alles erzählte und dachte nicht im geringsten daran, dass ich schon am selben Nachmittag auf der anderen Seite des Tisches sitzen würde.
Der 1. und die 2. Vorsitzende hatten bereits angekündigt, dass sie nicht erneut kandidieren, doch hatte sich im Vorfeld niemand gefunden, der bereit war, einen Vorstandsposten zu übernehmen. Auch bei der Sitzung meldete sich niemand und so wurde die Diskussion immer länger und länger. Schließlich wurde die Entscheidung auf den Nachmittag vertagt und in der Mittagspause versucht, einzelne Mitglieder im persönlichen Gespräch zu überzeugen. Klar war, ohne einen gewählten Vorstand müsste der Verband abgewickelt werden – und damit haben sie mich „gekriegt“.
Ich war erst fünf Jahre zuvor aus Italien wieder nach Deutschland gezogen. Die Kollegialität, die in diesem Verband herrschte, hatte mich beeindruckt. Einige Kolleg:innen kannte ich noch von meiner Zeit aus Bremen, andere lernte ich neu kennen. Und trotz der vierzehn Jahre Ausland gehörte ich
sofort dazu. Hilfestellungen, Kontakte, Austausch, technische Tipps und fachliche Diskussionen – 44 Jahre Zusammenhalt, in denen gemeinsam so vieles erreicht worden war. All das sollte aufhören, weil gerade niemand Lust hatte auf Organisationsarbeit und Verantwortung? Am Nachmittag wurden Anke Scholz und ich schließlich gewählt und saßen sofort als Vorsitzende an der Stirnseite des Saals, um die Sitzung zu leiten. Glücklicherweise hatte sich der Kassierer Wolfgang Wieden erneut zur Wahl gestellt und bei allen finanziellen Fragen die Situation im Griff. Zunächst war die Mitgliedschaft froh, jemanden gefunden zu haben. Doch es wurde schnell deutlich, dass man einiges von uns erwartete. Tatsächlich warteten einige Baustellen auf uns.

Die PMO

Die ersten Auseinandersetzungen bezogen sich auf die Verbandszeitschrift PMO. Es hatte sich eine Gruppe gebildet, die eigenständig die Inhalte bestimmte und über die Finanzausgaben entschied. Nun war es an uns, deutlich zu machen, dass die Verantwortung für eine Vereinszeitschrift beim Vorstand liegt. Der muss für den Inhalt geradestehen; und möchte somit vor dem Druck der Zeitschrift einen Einblick haben und auch wissen, wie es um die Finanzen steht. Ich lernte schnell, dass man in der Rolle des Verantwortlichen auch bereit sein muss, sich Konflikten zu stellen. So gern ich es wollte, ich konnte es nicht allen recht machen.
Über viele Jahre begleitete uns auch die Diskussion, dass Druckerzeugnisse nicht mehr zeitgemäß seien und wir auf ein digitales Format umsteigen sollten. Das sei günstiger, aktueller und zukunftsfähiger. Seit unsere Kassiererin Anja Kosanke die Verantwortung für die Produktion innehat, ist es glücklicherweise gelungen, durch Einsparung bei den Druckkosten und durch Einnahmen über Werbeanzeigen die Zeitschrift kostendeckend
zu produzieren. So wird sie auch heute noch auf Papier gedruckt und das soll vorerst auch so bleiben.

Die Website

Eine weitere Baustelle war die Website. Michael Staemmler hatte sie zuvor mit seinem Sohn programmiert. Fertige Content-Management-Systeme waren noch nicht üblich. So musste sie händisch betreut und regelmäßig aktualisiert werden, um den aktuellen Internetstandards zu genügen. Leider gab es für die alte Seite schon bald keine Updates mehr und sie lief nicht mehr auf den Servern. Plötzlich war ich gezwungen, mich ohne Vorkenntnisse mit php-Standards, Typo3, Joomla und WordPress zu beschäftigen.
Die Mitgliedschaft wünschte sich, sämtliche Features der alten Seite zu behalten. Professionelle Programmierer waren auch damals schon sehr kostspielig und sprengten unser Budget. Die Angebote waren teuer, boten trotzdem nur reduzierte Möglichkeiten und erforderten ein erneutes händisches Eintragen der Daten. All das war nicht so, wie die Mitglieder es gern gehabt hätten. Es bedurfte drei Anläufen, viel Geld, viel Zeit und noch viel mehr Nerven, bis endlich eine Lösung gefunden war. Das aktuelle System ist nun jederzeit ausbaufähig. So bekam die Seite im Zuge der Neustart-Kultur-Förderung weitere zusätzliche Features, wie z. B. den internen Mitgliederbereich und die Veranstaltersuche.

Die Verbandsstruktur

2014 machten wir uns daran, die Satzung zu aktualisieren. Die alte Satzung sah als Vorstand einen Vorsitzenden, einen Geschäftsführer und einen Kassierer vor, die jedes Jahr neu gewählt wurden. Das war nicht mehr zeitgemäß. Der Vorstand sollte aus zwei Vorsitzenden, einer/m Kassierer/in und zwei
Beisitzer/innen bestehen. Für die Geschäftsstelle sollte jemand auf Stundenbasis beschäftigt werden, wie es unter Michael Staemmler bereits Chris Mielke in Göttingen tat. Durch eine mindestens zweijährige Amtszeit wollten wir mehr Planbarkeit und Kontinuität gewährleisten. Auch der Status eines assoziierten Mitglieds ohne Stimmrecht wurde geschaffen, um den Kontakt zu den Hochschulen und Weiterbildungseinrichtungen zu intensivieren und trotzdem sicherzustellen, dass Vertretungs- und Vorstandsposten nur von aktiven Figurenspieler:innen übernommen werden können und nicht von Funktionären oder Theater- bzw. Hochschuldirektoren, so wie es unsere Gründungsväter einst festgelegt hatten.

Kulturpolitik

Der VDP saß seit seiner Gründung im Rat für darstellende Kunst und Tanz des Deutschen Kulturrats und war Gründungsmitglied des Fonds Darstellende Künste. Insoweit waren wir kulturpolitisch bereits präsent. Da aber in Deutschland Kulturpolitik auf Länderebene entschieden wird, registrierten wir, dass überall Landesverbände der Freien Theater (LAFT) gegründet wurden, die sich für den Aufbau von Förderstrukturen für freie Theaterarbeit stark machten. Diese verschiedenen „LAFTs“ schlossen sich zum Bundesverband der Freien Theater (BUFT – heute BFDK) zusammen und bezogen ein Büro in Berlin, um von dort aus bundespolitisch agieren zu können.
Auch an uns wurde seitens der Mitgliedschaft der Wunsch her angetragen, dass der VDP als Bundesverband ebenfalls seinen Sitz nach Berlin verlegen sollte, um näher an den Entscheider:innen der Kulturpolitik zu sein. Mit dem angesparten Vereinsvermögen konnten wir eine Bürokraft dort für ein halbes Jahr finanzieren, bis sie sich eingearbeitet hätte und selbst Gelder akquirieren könnte. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, dass wir uns damals wohl etwas naiv angestellt haben. Jedenfalls haben wir es versucht – seit Sommer 2014 ist der Sitz des VDPs im Bethanien am Mariannenplatz in Berlin. Die Möglichkeit als künstlerischer Bundesverband auch Bundeskulturgelder zu bekommen blieb unser Ziel, auch wenn bis dahin noch einige Jahre vergehen sollten.
Im Januar 2015 schied Anke Scholz aus dem Vorstand aus. Neben Ute Kahmann als erste Vorsitzende und mir als 2. Vorsitzenden und Wolfgang Wieden als Kassierer kamen die zwei jungen Kolleginnen Lena Kießling und Mirjam Hesse als Beisitzerin in den Vorstand. Diese Art eines Fünfer-Gremiums hat sich bis heute bewährt.

Die erste deutsche Figurentheaterkonferenz 2016

Neben dem großen Thema Bundeskulturpolitik war es uns auch wichtig, etwas Praktisches zu organisieren, um den Zusammenhalt zwischen den Kolleg:innen zu stärken. Man erinnerte uns oft an die letzte VDP-Gemeinschaftsinszenierung, Mitte der 1970er Jahre.
Zeitgleich arbeitete auch der UNIMA-Vorstand federführend durch Alice-Therese Gottschalk, damals 2. Vorsitzende, an einer großen Gemeinschaftsaktion, nach dem Vorbild der O’Neill Conference in den USA. Gemeinsam entwickelten wir das Konzept: „Deutsche FigurentheaterKonferenz“, bestehend
aus Theorie Symposium, praktischen Workshops und Festivalprogramm sowie einem gemeinsamen Abschlussabend mit Präsentation der Ergebnisse. Bis heute wird die Konferenz jedes Jahr im August in Northeim durchgeführt, jeweils zu einem bestimmten Thema. Ein Erfolgsmodell, das
mittlerweile auch international bekannt ist.

Gemeinnützigkeit – 2017

Seit ich im Vorstand war, gab es immer wieder verschiedenste Meinungen zu der Gemeinnützigkeit: „Wir sind eine berufsständische Vertretung. Die kann nicht gemeinnützig sein“. Aber: „Wenn wir jemals Spenden oder Kulturförderung erhalten wollen, dann MÜSSEN wir gemeinnützig sein“. Also bemühte ich mich, die juristischen Details zu verstehen: Ein anerkannter Berufsverband ist eine Gewerkschaft, in der man sich ausschließlich um die berufsständischen Angelegenheiten kümmert, Wert- und Arbeitsnormen festlegt, Gesellen- und Meisterprüfungen abnimmt und bei dem die gesamte Struktur ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge finanziert wird.
Ein gemeinnütziger Verein arbeitet uneigennützig für „eine gute Sache“, nicht ausschließlich für das Wohl der Mitglieder. Damit bekommt er Steuervorteile, kann Spendenquittungen ausstellen und hat eher die Möglichkeit, Förderungen zu erhalten. Sowohl die LAFTs und der BFDK, als auch die anderen Kulturverbände der Künstler, Artisten und Musiker sind gemeinnützig. Da der VDP die älteste dieser Vereinigungen ist, orientierte man sich derzeit eher am Gewerkschaftsmodell und nannte sich: „Berufsständische Vertretung“. Vom VDP wurde Puppenspiel insofern eher als Handwerk denn als
Kunstform eingestuft.
In Bezug auf die Gemeinnützigkeit musste unsere Satzung nun geprüft werden. In einigen Punkten waren die Voraussetzungen dafür schon explizit vorbereitet, in anderen Punkten mussten Paragrafen geändert werden. Nach einigem Hin- und Her mit dem Finanzamt Körperschaften1 in Berlin haben wir die Satzung geändert und sind seither die gemeinnützige kulturpolitische Vertretung für professionelle Puppen-, Figuren- und Objekttheater in Deutschland.

50-Jahre VDP – 2018

Im Jahr 2018 wurde der VDP 50 Jahre alt, das Jubiläum sollte ordentlich gefeiert werden. Aus der Mitgliedschaft kam der Wunsch, mal was „zum Anfassen“ auf die Beine zu stellen. Gleichzeitig wollten wir endlich von der Bundespolitik gesehen werden. Wir sammelten Ideen, schrieben Konzepte und
führten zahlreiche Gespräche. So gelang es uns, Fürsprecher für unsere Idee zu finden und erstmals in der Geschichte des VDP Bundesgelder zu erhalten. Das Jubiläumsprojekt bestand aus drei Teilen:

1. Die Wanderausstellung „50 Jahre – 50 Ansichten“.
Wir ließen 50 gleichformatige Schaukästen herstellen, die von den Mitgliedsbühnen in unterschiedlichster Art künstlerisch gestaltet wurden. Auch aus den einzelnen Referaten kamen Kästen dazu, z.B. mit historischen Presseartikeln oder alten Videoaufzeichnungen. Die Ausstellung wurde 2018 und 2019 in über zehn verschiedenen Orten gezeigt, darunter beim Weltpuppentheaterfestival in Charleville-Mézières/Frankreich, im Theaterhaus Schaubude in Berlin und bei den Jahreshauptversammlungen 2018 in Meiningen, 2019 in Bielefeld und 2020 in Bad Liebenwerda.

2. Das Jubiläumsbuch: Ein Beruf im Wandel –50 Jahre Verband Deutscher Puppentheater
Für die Mitarbeit bei der redaktionellen Arbeit konnten wir den Berliner Professor für Theaterpädagogik, Gerd Koch, gewinnen. Das Redaktionsteam um Silke Technau, Stephan Schlafke und mir arbeitete sich durch 117 Ausgaben unserer Theaterzeitschrift „Puppen, Menschen und Objekte“ (vormals
„Puppenspiel-Information“), recherchierte in Büchern, alten Aufzeichnungen und in unseren persönlichen Erinnerungen. Es entstand eine 120 Seiten starke, bildreiche Übersicht über 50 Jahre Entwicklung unserer Kunstform (das Buch ist erschienen im Verlag Puppen&Masken und ist weiterhin über den VDP zu beziehen).

3. Die Jubiläumsveranstaltung
Am 26. November 2018 fand die große Jubiläumsveranstaltung in der Schaubude in Berlin statt. Im hinteren Saal war die Ausstellung aufgebaut, auf der Bühne wechselten sich Redner:innen aus dem Figurentheater und der Kulturpolitik mit Theater- und Musikdarbietungen ab. Dazu wurde das frisch gedruckte Buch präsentiert. Dieser Abend brachte uns viel Aufmerksamkeit ein, was sich in Zukunft noch zeigen sollte.

Konfiguration – 2019

Über viele Jahre war Wolfgang Kaup-Wellfonder unser Vertreter im Fonds Darstellen Künste und dort auch 2.Vorsitzender. Schon lange hatte er angeregt, eine Sonderförderung speziell für Figurentheater aufzulegen. Die Frage, wie sich neue digitale Techniken im Theater nutzen lassen, passte gerade perfekt in den Zeitgeist. Was lag da näher, als diese Themen mit der Kunstform des Figuren-, Objekt- und Materialtheaters zu verknüpfen? Im Jahr 2019 entwickelte der Fond Darstellende Künste das Programm: „Konfiguration – Figuren- und Objekttheater im Kontext der Digitalisierung“ als spartenübergreifende Sonderförderung. Gefördert wurde eine große Bandbreite aus Projekten zu Robotik, digitaler Bilderzeugung oder Virtual Reality mit inhaltlichem oder formalem Bezug zur Digitalität. Ein Konzepttreffen dazu fand während der Figurentheaterkonferenz
2019 in Northeim statt.

Corona Pandemie 2020-22

Der größte Einschnitt und die größte Herausforderung in meiner Amtszeit war sicher die Corona-Pandemie. Im März 2020 waren plötzlich sämtliche Theaterauftritte verboten. Ein volles Auftragsbuch wurde von heute auf morgen nichtig. Auf eine solche Situation war niemand vorbereitet. Von Seiten der Politik entschied man sich dafür, uns einen „vereinfachten Zugang zu Hartz IV“ zu ermöglichen. Das war für uns keine akzeptable Lösung. Die zuständigen Stellen waren nicht vorbereitet und erwarteten erst einmal, dass man sich arbeitslos meldete. Erspartes auf dem Konto war nur bis zu einer bestimmten Höhe geduldet und man musste sich fragen lassen, warum man ein Auto oder ein großes Haus benötigte. Außerdem sollte man sich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen. Die Hilfen sollten aus dem Topf für Sozialleistungen finanziert werden. Kultur wurde als nicht systemrelevant eingestuft. Jetzt waren die Kulturvertretungen gefordert, sofort zu handeln. Zahlreiche Verbände aus Musik, Theater, bildender Kunst und Literatur schlossen sich zusammen zur „Allianz der Freien Künste“. Hier entstand eine enge Zusammenarbeit, die auch auf bundespolitischer Ebene ernstgenommen wurde. Die Bewilligung der „Kulturmilliarde“ gab neue Hoffnung.
Das Programm „Neustart Kultur“ wurde für die verschiedenen Kunstsparten aufgelegt und über die Bundesfonds und andere Bundesweite Institutionen an die Künstler verteilt. Gemeinsam mit dem für uns zuständigen Fonds Darstellende Künste wurden die Rahmenbedingungen für ein spezielles Förderprogramm für Puppen- Figuren, und Objekttheater entwickelt. Uns war es ein Anliegen, eine niedrigschwellige Förderung für die gesamte Szene einzurichten. Das hatte zur Folge, dass die Höchstfördersumme pro Projektantrag bei nur 25.000,- € lag, aber dass ca. 65% der Anträge bewilligt werden konnten. Auch bei der Auswahl der Jury waren wir beteiligt. Zusätzlich legten die einzelnen Bundesländer jeweils eigene Projektförderungs-
und Stipendienprogramme auf. Da viele VDP-Mitglieder in Bezug auf Förderanträge noch unerfahren waren, richteten wir eine Beratungsstelle für die Kolleg:innen ein. Dies war möglich, weil der VDP selbst einen Förderantrag stellte und bewilligt bekam. Auch im Folgejahr erhielten wir für den Aufbau eines virtuellen „Campus-Figurentheater“ auf unserer Website eine Förderung.

KompleXX-Figurentheater 2024 und 2025

Aufgrund der positiven Erfahrungen mit der Zusammenarbeit von VDP und UNIMA gab es seit 2019 regelmäßige gemeinsame Treffen auch mit dem dritten deutschen Figurentheaterverband, dem Deutschen Forum für Figurentheater und Puppenspielkunst (dfp) mit Sitz in Bochum. Unter dem Titel „Masterplan Figurentheater“ wurde die Idee einer umfangreichen Förderung der Kunstform in sämtlichen Ausprägungen, nach Vorbild des sehr erfolgreichen „Tanzplan Deutschland“ (2005-2010) entwickelt. Rund 60 Vertreter:innen der Szene aus den Bereichen Figuren- und Objekttheater, Forschung, Sammlungen, Spielstättenleitung, Ausbildung, Festivalorganisation und Puppenspieltherapie entwickelten in Arbeitsgruppen eine „Standortbestimmung“ und trafen sich am 7. November 2021 online zur Veranstaltung: Meet the Masterplan. Von Seiten der Universität Leipzig wurde daraufhin eine erste Fassung einer Potenzialanalyse der deutschen Figurentheaterszene erstellt.
2023 bot sich die Möglichkeit, über das Förderprogramm „Verbindungen fördern“ des Bundesverbandes Freie Darstellende Künste die Zusammenarbeit der drei Verbände für zwei Jahre in eine feste Struktur zu bringen. Mit Unterstützung von Madeline Ritter (Bureau Ritter) machte sich das Dreierteam
Anja Kosanke (VDP), Kora Tscherning (UNIMA) und Florian Rzepkowski (dfp) an die Arbeit und schmiedete innerhalb kurzer Zeit den „KompleXX-Figurentheater“. Insgesamt 16 Projekte werden im Zeitraum 2024 bis 2025 durchgeführt.

… und noch viel mehr

Neben all diesen „Highlights“ in der Vorstandsarbeit gab es natürlich noch das Tagesgeschäft und viele „kleinere Baustellen“. Insgesamt organisierten wir 13 JHVs und verliehen zehnmal unseren Ehrenpreis „Die spielende Hand“. Wir unterstützten die Witwe Lilo Nold bei der Auflösung des Verlags Puppen&Masken nach dem Tod von Wilfried Nold.
Über einen guten Kontakt zum Bühnenverlag Weitendorf können wir bei den JHVs jedes Mal eine große Menge an Neuerscheinungen von Kinder- und Jugendliteratur auf unseren Büchertisch auslegen. Wir erstellten die VDP-Umfrage über die Arbeit und die wirtschaftliche Situation der Figurentheaterschaffenden in Deutschland. Und wir sind mittlerweile auch mit unseren Social-Media-Profilen bei Facebook und Instagram aktiv.

Die Geschäftsstelle

Während ich all dies schreibe, benutze ich meistens die Form „wir“, denn natürlich wurden all diese Arbeiten, Vorhaben und Projekte jeweils vom Vorstandsteam und von den Mitarbeiter:innen in der Geschäftsstelle ausgeführt. Auch dabei gab es in der gesamten Zeit viel Bewegung. Insgesamt sieben Personen arbeiteten für uns, mal für kurze Zeit, mal etwas länger. Ganz besonders erwähnen möchte ich Klaus Bortoluzzi, der in dieser Position arbeitete, als die Pandemie ausbrach. Ruhig und gewissenhaft, mit viel Fachwissen in Bezug auf Vereinswesen und auf Kulturförderung, war er uns eine sichere Stütze in diesen bewegten Zeiten. Nach plötzlicher, schwerer Krankheit starb er viel zu früh im Mai 2022. Weitere Mitarbeiter:innen waren Chris Mielke, Katja Frick, Janina Reinsberg, Nina Stammer und aktuell Kora Tscherning. In den letzten dreizehn Jahren ist unser Büro immer professioneller geworden. Mittlerweile kann ich mir kaum noch vorstellen, wieviel Kleinarbeit wir als Vorstand damals selbst erledigen mussten.

Die Vorstandsmitglieder

Dreizehn Jahre bin ich jetzt dabei, aber natürlich nie allein. Viele weitere Vorsitzende, Kassierer:innen und Beisitzer:innen übernahmen Verantwortung, leisteten wertvolle Arbeit und waren im Laufe der Zeit gemeinsam mit mir an all den Erfolgen (und Misserfolgen) beteiligt. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken, auch im Namen des gesamten VDP, bei: Wolfgang Wieden, Anke Scholz, Bernd Lang, Ute Kahmann, Lena Kießling, Mirjam Hesse, Christiane Klatt, Chris Hesse, Sebastian Putz, Miriam Helfferich, Ulli Voland, Anja Kosanke, Stephan Schlafke, Andreas Kurrus, Anja Kilian, Petra Albersmann und Angelika Gök.

Januar 2025 – Bad Kreuznach

Im Januar 2025 werde ich ein letztes Mal in meiner Eigenschaft als Vorsitzender zur JHV fahren und ich wünsche mir sehr, dass sich dann wieder jemand findet, der oder die sich auf dieses Abenteuer einlassen wird. Vielleicht schadet es dabei gar nicht, so wie ich damals mit einer gewissen Naivität in diese Tätigkeit „hereinzuschlittern“. Ich kann jede und jeden nur ermutigen, diesen ersten Schritt zu gehen. Es ist so vieles passiert, ich habe so viele neue Menschen kennengelernt, so viele wichtige Erfahrungen gemacht und so viel auch für meine eigene Arbeit gelernt.
Wenn es nicht auch Spaß gemacht hätte, wäre ich sicher nicht dreizehn Jahre dabeigeblieben. Gemeinsam haben wir als Verband in 57 Jahren so vieles erreicht, neue Impulse aufgenommen, uns weiterentwickelt und uns immer wieder den aktuellen Herausforderungen gestellt. Mittlerweile wächst eine neue Puppenspielgeneration heran, mit anderen Idealen, anderen Möglichkeiten und anderen Problemen. Und genau die brauchen wir jetzt im Vorstand, um als VDP weiterhin auf der Basis von gegenseitiger Akzeptanz und Verständnis füreinander eine lebendige, starke Gemeinschaft zu sein.

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