1. Deutsche Figurentheater-Konferenz in Northeim vom 29. August bis 4. September

Vom 29. August bis 4. September 2016 veranstalten UNIMA und VDP den Auftakt zu jährlichen Treffen.

Zum ersten Mal in ihrer Geschichte lädt die deutsche UNIMA, Teil der internationalen Puppenspielorganisation Union Internationale de la Marionnette (die älteste internationale Theaterorganisation!!!) gemeinsam mit dem Verband Deutscher Puppentheater (VDP) ein zur 1. Deutschen Figurentheater-Konferenz nach Northeim in Südniedersachsen. Hier öffnet das Theater der Nacht seine Türen für ein hochkarätiges Treffen mit Kollegen aus Deutschland und dem Ausland. Über 30 Figurentheaterbühnen wollen in einer Woche miteinander forschen, lernen und die Kunst des Figurenspiels neu entdecken.

Keine Kunstform hat in den letzten 50 Jahren eine solch rasante Entwicklung gemacht wie das Puppen- und Figurentheater. Vom Straßentheater- und Varieté- bzw. Zirkusgenre hat sich das Puppenspiel über Stadttheaterniveau bis hin zu außergewöhnlichen Inszenierungen in Bezug auf Inhalt und Form weiterentwickelt. Die Bandbreite im Bereich dieser Kunstform ist groß. Die UNIMA vereinigt unter ihrem Dach Liebhaber des Puppenspiels, Profis, Sammler und Wissenschaftler. Die großen Unterschiede stellen eine Herausforderung für ein gemeinsames Arbeiten dar, bieten aber auch Chancen für eine ungewöhnliche Bereicherung und Weiterentwicklung. Deshalb rufen UNIMA und VDP erstmalig zu einem Treffen von Theoretikern und Praktikern auf. Die Teilnehmer des Kongresses haben die Chance, bei den international renommierten Größen des Figurenspiels Neville Tranter (NL), Alice Therese Gottschalk (D), Frank Soehnle (D) zu lernen, sich in selbstinitiierten Projekten mit anderen Teilnehmern auszutauschen und auf einem Theoriesymposium über die Kunst des Puppen- und Figurenspiels nachzudenken. Mit diesem Veranstaltungskonzept möchten die zwei größten Puppenspielverbände Deutschlands einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung und Forschung im Figurentheater leisten.

Infos und Anmeldung

www.unima.de
www.theater-der-nacht.de


Damit die Öffentlichkeit an der spannenden Entwicklung im Puppenspiel teilnehmen kann, zeigen die DozentInnen im Rahmen der Konferenz ihre außergewöhnlichen Arbeiten. Von Neville Tranter wird „The King“ zu sehen sein, von Alice Therese Gottschalk (Spiel) und Frank Soehnle (Regie) „crinkled – zwei Leben, gefaltet, zerknittert, geknüllt“. Auch die Teilnehmer selbst werden dem Publikum in einem Umzug durch die Stadt und in einer „Nacht der Puppen“ ihre Arbeiten präsentieren.

Symposium vom 2.-4.September

Organisation: Christian Fuchs (UNIMA-Vorstand) und DAT-Redaktion

Erhöhter Puls, feuchte Hände, Hitzewallungen – tauscht man sich über den Namen unserer Kunstform aus, kann es schnell emotional werden: Puppentheater! Figurentheater! Theater der Dinge! Objekttheater! Was aus der Distanz wie der profilneurotische Streit um Worthülsen anmutet, ist eine Auseinandersetzung über das Selbstverständnis, die Außendarstellung und die Grenzen einer Kunstform, die sich stetig wandelt und entwickelt. Worte schaffen dabei Tatsachen. In diesem Sinne stellen wir die „P-Frage“: Wie hältst du es mit dem Begriff „Puppentheater“? Wie grenzt du die Kunstform begrifflich ein? Wir laden alle interessierten PraktikerInnen und TheoretikerInnen ein, sich über diese Frage auszutauschen, wenn es vom 2. bis 4. September 2016 in Northeim heißt: Die „P-Frage“ – Über die Grenzen der Kunstform.

Die Lehrer

Neville Tranter begeistert und fasziniert das Publikum seit mehr als 30 Jahren weltweit und gilt als einer der großen Erneuerer der Puppentheater-Kunst. Er wird in den Feuilletons weit über die Figurentheaterkreise hinaus als Theatermagier gefeiert. Veranstalter laden ihn seit Jahren weltweit zu Gastspielreisen ein und erst kürzlich hat Arte über sein künstlerisches Schaffen berichtet. Mit seinen im typischen „Tranter-Stil“ geformten Klappmaulfiguren verfolgt er in seinen Inszenierungen die Frage nach der Bestimmung des Menschen mit kompromissloser Intensität. In seinen eindringlichen, ebenso poetischen wie von schwarzem Humor geprägten Inszenierungen zeigt Tranter die Abgründe und die Sternstunden des menschlichen Wesens. Damit hat er für das Klappmaulfigurenspiel neben dem Comedy- und Kindertheaterbereich ein neues Genre erschlossen. 1978 kam er mit seinem »Stuffed Puppet Theatre« von Australien nach Amsterdam, wo er seither lebt und arbeitet. Der ausgebildete Schauspieler und talentierte Puppenspieler steht mit seinen Inszenierungen stets allein auf der Bühne. Darüber hinaus arbeitet er als Regisseur und Lehrer.

Frank Soehnle gründete 1991 sein berühmtes "figuren theater tübingen" und lotet in seiner Arbeit die Grenzbereiche von Figurentheater und anderen Künsten aus. Als Schüler von Albrecht Roser ist er der Marionette treu geblieben. Aber seine Theaterfiguren sind grazile, zerbrechlich wirkende Fantasiefiguren. Neben traditionellen Puppentheaterformen nutzt er die Bereiche Objekt- und Materialtheater genauso wie Schauspiel, Kunst und Musik. Frank Soehnle stellt das Spiel mit künstlichen Körpern und die Suche nach einer poetisch-lichten und sinnlichen Atmosphäre in den Mittelpunkt seiner Kunst. Gastspiele führten das Theater auf zahlreiche Festivals und Tourneen durch 45 Länder, unter anderem nach Australien, Asien, Europa, Indien, Israel, Mexiko, Rußland und den USA. Darüber hinaus hat er als Gastdozent an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Stuttgart, dem Figurentheaterkolleg Bochum, der Ècole Superieure Nationale des Arts de la Marionnette in Charleville-Mézières, der Hochschule für Schauspielkunst Ernst-Busch, Berlin, der School for Visual Theatre in Jerusalem und der Université François Rabelais in Tours gearbeitet. 2016 hat Arte über seine mit Alice Therese Gottschalk und Raphael Mürle entstandene Arbeit „Wunderkammer“ berichtet.

Alice Therese Gottschalk belegte zahlreiche Workshops, unter anderem bei Prof. Albrecht Roser. Im Jahr 2000 begann sie an der Schauspielschule „Ernst-Busch“ in Berlin mit dem Studium des Figurentheaters. Seit 2002 studierte sie an der „Hochschule für Musik und Darstellende Kunst“ in Stuttgart. Ihr Diplom machte sie im Oktober 2004. Seitdem entwickelt sie mit unterschiedlichen Künstlern neue Stücke, gestaltet Ausstattungen und führt Regie. Während des Studiums assistierte sie 2003 Prof. Albrecht Roser bei der „Internationalen Sommerakademie“ in Connecticut USA und im Februar 2004, sowie im März/ April 2005 bei seiner Internationalen Masterclass in Stuttgart. Hier entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Lehre, die sie als Gastdozentin an unterschiedlichen Hochschulen und in zahlereichen nationalen und internationalen Workshops (unter anderem bei der Puppet Conference in den USA) beständig weiterentwickelt.

UNIMA Deutschland

Die UNIMA (kurz für: Union Internationale de la Marionnette) ist die älteste internationale Theatervereinigung. Sie wurde 1929 in Prag gegründet. Angeschlossen an die UNESCO verfolgt die UNIMA das Ziel, die Puppenspiel- und Figurentheaterkunst im Sinne der Menschenrechte wie Frieden, Freiheit und gegenseitige Verständigung - sowohl rein zwischenmenschlich als auch im größeren Miteinander der Völker – einzusetzen. Zum ersten Präsidenten der internationalen UNIMA wurde nach dem 2. Weltkrieg der deutsche Puppenspieler Max Jacob gewählt, was hinsichtlich der völkerverständigenden Ziele der Vereinigung von besonderer Aussagekraft ist. Heute hat die internationale UNIMA 100 nationale Mitgliedszentren in aller Welt. Die UNIMA Deutschland hat 400 Mitglieder, darunter Wissenschaftler, Liebhaber, Lehrer, Profis und Amateure. Sie ist in kulturpolitischen Gremien wie dem Fonds Darstellende Künste und dem Kulturrat vertreten.

Die UNIMA Deutschland publiziert die Fachzeitschrift „Das andere Theater“ – „DaT“, deren Redaktion Silke Technau, Stephan Schlafke (Kobalt-Figurentheater Lübeck), Stephan Wunsch (Theater Rosenfisch), Dr. Vera Wunsch und Martin Labedat (mm-design) innehaben. Die Geschäftsstelle der UNIMA Deutschland befindet sich im Theater der Nacht in Northeim.

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